Rosl Persson - Eine Rixdorfer Turnerin
Ein Vortrag mit vielen Bildern und O-Tönen
Von Bärbel Ruben
Eine Veranstaltung im Rahmen von Museum im Dialog anlässlich der Ausstellung DENK MAL JAHN. Ein Beitrag zur Diskussion über das Jahn-Denkmal in der Hasenheide.
Mit dieser Veranstaltung wirft das Museum ein Schlaglicht auf die Emanzipation der Frauen mittels Sport und setzt eine bewusste Gegenposition zur paternalistischen Turntradition im Geiste Friedrich Ludwig Jahns.
In Rosl Persson (1908-2010) verkörperte sich exemplarisch ein ganzes Jahrhundert. Ihr ereignisreiches Leben, das sie mit Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit gestaltete und in vollen Zügen genossen hat, spiegelte progressive Strömungen mehrerer Epochen wider. Die frühe Kindheit fiel noch in die Kaiserzeit; der Beginn ihrer Schulzeit stand im Schatten des Ersten Weltkrieges. Schon hier scherte Rosl aus und missachtete vorherrschende gesellschaftliche Konventionen. Unterstützt durch ihre Eltern erlernte sie mit sechs Jahren das Schwimmen, brach als junges Mädchen mit der Kirche und wählte die Jugendweihe. Früh wandte sie sich einer klassenbewussten Arbeiterkultur zu und besuchte entsprechende Vortragsabende, die ihr in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und politischer Richtungskämpfe Orientierung vermittelten. Auf dem Gebiet der Gymnastik, Freikörperkultur und Sexualität beeinflussten Adolf Koch und Magnus Hirschfeld das Denken und Handeln von Rosl Persson.
Als junge Frau erlebte sie die Beschränkungen der NS-Diktatur und die entbehrungsreiche Zeit des Zweiten Weltkriegs. In den Nachkriegsjahren bahnte sich ihre emanzipatorische Reifezeit ihren Weg. Nach dem aktiven Arbeitsleben führte sie weiterhin ein ungewöhnlich vitales, vom Sport geprägtes, Dasein; als Arbeitersportlerin, Akrobatin, Gymnastiklehrerin und Alpinistin setzte sie sich bis ins hohe Alter erstaunliche Maßstäbe.
Nach schmerzhaften Erfahrungen zweier unglücklicher Ehen verwirklichte sie sich ihren Traum von einer glücklichen Partnerschaft durch eine ungewöhnliche Liaison mit einem sehr jungen Mann und brach damit radikal mit allen Konventionen.
Mit großer Zugewandtheit hielt sie den Kontakt zu ihren jüngeren Wegbegleiterinnen. Mit Neugier, Toleranz und Sympathie begegnete sie verschiedenen Kulturen.
Die Veranstaltung ist kostenlos.
(1) Foto: „Rose und Tom“, Ende der 1920er-Jahre, Foto: Museum Neukölln
(2) Foto: „Matrosennummer", Rosl und Kurt, 1930er-Jahre, Foto: Museum Neukölln
Zeit:
27. Februar 2025, 18:00–20:00 Uhr
Ort:
Museum Neukölln auf dem Gutshof
Alt-Britz 81
12359 Berlin