Neukölln bewegt sich – Verkehr

Busse auf der Berliner Straße Neukölln 1920er-Jahre
Fotograf:in: unbekannt

 

Zwei Doppeldecker der Linie 11 stehen an der „Kraftomnibus“-Haltestelle in der Berliner Straße unweit des Hermannplatzes. Passant:innen treten aus dem U-Bahn-Ausgang „Nord-Süd“.

Die „Allgemeine Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft“ (ABOAG) wurde 1868, mit 257 Omnibussen und 1089 Pferden gegründet. Nach Ende des Ersten Weltkrieges bestand das Angebot nur aus wenigen Linien. 1925 gab es 13 Stadtlinien und 6 Vorortlinien, die die Stadtteile untereinander vernetzten und die Vorortverbindungen verbesserten. Die Linie 11 verkehrte zwischen dem Hermannplatz in Neukölln und der Turmstraße in Moabit.

 

Automobil am Hohenzollernplatz Neukölln, um 1925
Fotograf:in: unbekannt

 

Ein stattliches Automobil steht vor dem Hohenzollernplatz. Die Statue mit einem Standbild von Kaiser Wilhelm I. thront über dem Geschehen.

Nach dem Ersten Weltkrieg stellten viele Unternehmen ihre Produktion auf die Herstellung von Automobilen um. Als die Hyperinflation überwunden und die Rentenmark 1924 eingeführt worden war, kam es zu einem Konjunkturaufschwung. Luxuriöse Wagen wurden entwickelt und fanden auch bei reichen Fabrikant:innenfamilien in Neukölln Absatz. Der Automobilverkehr gewann im jungen Groß-Berlin an Bedeutung. Ein Auto blieb dennoch für die Mehrheit der Bevölkerung ein unerreichbarer Luxus.

 

Am U-Bahnhof Bergstraße Neukölln, um 1930
Fotograf:in: unbekannt

 

Ein Zug mit Fahrt in Richtung Seestraße steht im U Bahnhof Bergstraße (heute: Karl-Marx-Straße). Auf dem Bahnsteig stehen Schaffner und Bahnfahrer. An den Wänden hängen Werbe- und Veranstaltungsplakate.

1926 fuhren auf der Nord-Süd-Verbindung das erste Mal Züge zwischen U-Bahnhof Seestraße und Bergstraße, dem heutigen U-Bahnhof Karl-Marx-Straße. Die Wegstrecke betrug in etwa 12 km. Ein Jahr später wurde die „GN-Bahn“ (Gesundbrunnen - Neukölln) eröffnet. Am U-Bahnhof Hermannplatz trafen sich beide U-Bahnlinien. Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die gesamte Stadt war entstanden.

 

S-Bahnhof Neukölln Neukölln, 1950er-Jahre
Fotograf:in: unbekannt

 

Reges Treiben herrscht rund um die Kreuzung am S-Bahnhof Neukölln. Fußgänger:innen und Radfahrer:innen fahren bzw. gehen neben motorisierten und elektrifizierten Fahrzeugen ihrer Wege.

1971 hielt die erste Eisenbahn am Bahnhof des damaligen Vorortes Rixdorf anfangs noch zu ebener Erde, später auf einem aufgeschütteten Damm. Das Bahnhofsgebäude an der Ecke Karl-Marx-/Saalestraße, sowie der U-Bahnhof der in Richtung Grenzallee erweiterten Nord-Süd-Bahn wurden von Alfred Grenander im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen. An diesem Verkehrsknotenpunkt begegnen sich noch heute die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer:innen.

 

Eine der letzten Fahrten der Straßenbahn Linie 47 Neukölln Britz, 1966
Fotografin: Agnes Illgens

 

Die Straßenbahn der Linie 47 Richtung Rudow rollt auf einer ihrer letzten Fahrten die Mitteltrasse der Buschkrugallee entlang. Autos und Busse fahren nebenher.

In der Nacht zum 1. Oktober 1966 fuhr die Straßenbahn der Linie 47 das letzte Mal. Zwischen 1940 und 1950 in Linie 141 unbenannt, war sie mit 32 km zwischen Niederschönhausen und Schönefeld die längste Strecke Berlins. Bei Einführung der Linie im Jahr 1910 hatte die Straßenbahn den Neuköllner Pferdeomnibus abgelöst. 1966 trat die Buslinie 41 an ihre Stelle. In den späten 1960er-Jahren wurde der Straßenbahnbetrieb im gesamten West-Berlin eingestellt.

 

Ein Bus der Linie 67 in der Gropiusstadt Neukölln Rudow um 1970
Fotograf:in: unbekannt

 

Neben den Hochhäusern der Gropiusstadt fährt ein Bus der Linie 67 die Fritz-Erler-Allee entlang. Die Passagiere sind ausgestiegen und strömen in das neu entstandene Wohnviertel.

Zwischen 1962 und 1975 entstand die Großsiedlung Gropiusstadt. Das neue Siedlungsgebiet benötigte einen Anschluss an den Nahverkehr, da nicht jede:r „Gropianer:in“ ein Auto besaß. Die Buslinie A 67, die vorher zwischen dem Oranienplatz in Kreuzberg und dem Neuköllner Krankenhaus in Buckow pendelte, wurde 1967 um eine Haltestelle bis zur Johannisthaler Chaussee verlängert, um den Anschluss mit der Linie A 25 nach Rudow zu ermöglichen. Bis 1970 war der A 67 die einzige Verbindung Richtung Innenstadt, bis die U-Bahnlinie 7 bis zum Bahnhof Zwickauer Damm verlängert wurde.

 

Autoverkehr auf der Karl-Marx-Straße Neukölln, 1970er-Jahre
Fotograf:in: unbekannt

Autos unterschiedlichster Fabrikate stauen sich auf der Karl-Marx-Straße.

 

Zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren beherrschte das Leitbild der „autogerechten Stadt“ die städtische Verkehrsentwicklung. Ungehinderte Mobilität und Verkehrsfluss waren ein Zeichen von Modernität. So stand auch in Neukölln der Ausbau der Autobahn sinnbildlich für den Fortschrittsgedanken dieser Jahre. Die sogenannte Osttangente sollte über den heutigen Britzer Garten quer durch die Stadt bis nach Pankow verlaufen und eine riesige Schneise durch die bebauten Stadtteile schlagen. Es regte sich vehementer Widerstand von ziviler und politischer Seite, sodass die Baupläne in den 1980er-Jahren fallengelassen wurden.

 

U-Bahn Neukölln, 1990er-Jahre
Fotograf: Lothar Müller

 

U-Bahn-Passagiere verlassen den haltenden Zug. Das bekannte Geräusch des Türsignals ertönt im nächsten Moment.

Die Berliner U-Bahn eröffnete als „Hoch- und Untergrundbahn“ ihre erste Linie zwischen Stralauer Tor (unweit der heutigen Warschauer Straße) und dem Bahnhof Zoologischer Garten. Bereits vor dem Zusammenschluss zu Groß-Berlin 1920 gab es Pläne für eine U-Bahn-Strecke zwischen Wedding und Tempelhof. 1926 wurde der Neuköllner Abschnitt der Nord-Süd-Bahn zwischen Hermannplatz und Bergstraße in Betrieb genommen. Als der Straßenbahnverkehr in den 1960er-Jahren im in West-Berlin eingestellt worden war, trieb man in den folgenden Jahrzehnten den Ausbau von U-Bahnlinien voran.

 

Geschützte Radspur an der Karl-Marx-Straße, Neukölln, 2019
Fotograf:in: Yvonne Hagenbach

 

Vater und Sohn fahren nebeneinander auf der Fahrradspur, die längs von weiß-roten Pollern gesäumt ist.

Im Juli 2019 wurde Neuköllns eine geschützte Radspur auf der Karl-Marx-Straße eröffnet. Auf der stark befahrenen Hauptstraße sollen die übergangsweise montierten Poller verhindern, dass Autofahrer:innen die Radspur überfahren oder durch parken blockieren. Die „Protected Bike Lane“ reicht bis zum Südstern im benachbarten Kreuzberg. Das Fahrrad als emissionsfreies Fortbewegungsmittel hat in den letzten Jahrzehnten an Popularität gewonnen. Der Ausbau von Radstrecken ist wichtiger Teil der Großstadtplanung geworden.