Neukölln leidet

Gemüseanbau am Straßenbahnbetriebshof, Neukölln Britz, um 1946
Fotograf: Gerhard Graf

 

Ein Mann und eine Frau bestellen ein Gemüsebeet. Im Hintergrund ist das Straßenbahndepot Britz zu sehen.

Die weltweite Ernährungskrise bekam die Großstadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg in großem Ausmaß zu spüren. 1946 betrug die gesamte Nahrungsmittelproduktion in Europa nur 36 Prozent des letzten Jahres vor dem Ausbruch des Kriegs, sodass die alliierten Besatzungsmächte die Stadtverwaltung aufforderte die innerstädtische Eigenproduktion zu erhöhen. Die „Brachlandverordnung“ schrieb vor, unbebaute Flächen, wie solche am Betriebshof Britz, landwirtschaftlich zu nutzen.

 

Wassernot in Neukölln, 1950
Fotograf:in: Karl Rothenburg

 

Über einen großen Schlauch befüllt ein Junge die mitgebrachten Eimer und Wasserkessel der zusammengekommenen Anwohner:innen mit Frischwasser.

Im Juli 1950 litt der größte West-Berliner Bezirk Neukölln im amerikanischen Sektor unter einer herbeigeführten Wassernot. Die sowjetische Besatzung in Ost-Berlin hatte die Hauptrohre Ost-Berliner Wasserwerke nach Neukölln sperren lassen. Haushalte und Gewerbebetriebe waren betroffen. An Hilfszapfstellen wurde West-Berliner Wasser an die bedürftige Bevölkerung ausgegeben.

 

Familie I. im Neuköllner Wohnheim, 1992
Fotograf: Wolfgang Krolow

 

Für das Familienporträt hat sich die sechsköpfige Familie auf der Couch zusammengefunden.

Aus Angst vor Repressalien floh die Familie I. aus ihrem kurdischen Dorf in der Türkei über Istanbul, Österreich und München nach Berlin-Neukölln. Hier stellte sie einen Antrag auf Asyl und musste innerhalb Berlins fünfmal das Wohnheim wechseln. Im Wohnheim in der Gutschmidtstraße verlor sich 1992 die Spur der Familie I. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts Näheres bekannt. In den 1980er-Jahren kamen kurdische Flüchtlinge vor allem aus der Türkei und dem Irak nach Deutschland. Zu Tausenden flohen Sie vor Krieg und Unterdrückung.