Zeichen.Sprachen.Stadtraum.

Tags, Styles und Pieces: Street Art in Neukölln

Juni 2025-Januar 2026

 
„Die große Stadt
ist jener semiotische Raum,
wo keine Materialität
unsemiotisiert bleibt.“
(Karlheinz Stierle, 1993)

 

Die Stadt ist nicht nur Wohn-, Verkehrs- und Wirtschaftsraum, sondern in ganz besonderer Vielfalt auch Kommunikationsraum. Mit einer Vielzahl von Zeichen und Signalen wird eine komplexe Infrastruktur von Kommunikation geschaffen, die sowohl eine räumliche als auch eine inhaltliche Orientierung ermöglicht.

Grundsätzlich ist zwischen hoheitlichen Zeichen und privaten bzw. privatwirtschaftlichen Zeichensetzungen zu unterscheiden. Beide unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und Normierungen.

Darüber hinaus gibt es jedoch auch Zeichensetzungen, die auf das Engagement von Einzelnen oder Interessensgruppen zurückgehen und ganz bewusst außerhalb des rechtlichen Rahmens agieren. Damit wird der Stadtraum zur Bühne verschiedenster individueller Meinungsäußerungen.

 

Zur Intention unserer Ausstellung

Genau an dieser Stelle setzt das Erkenntnis- und Vermittlungsinteresse der Ausstellung an. Wir verstehen den Stadtraum als begehbares Exponat. Mit den Mitteln der Szenografie wird eine Gebrauchsanweisung zur Enträtselung dieser städtischen Zeichen-Sprachen geschaffen.

Ganz im Sinne des von Clifford Geertz entwickelten Konzeptes der dichten Beschreibung begeben wir uns mit der Ausstellung auf Spurensuche und visuelle Spurensicherung. Denn die autonomen und anarchischen Zeichensetzungen im Stadtraum unterliegen einem stetigen Wandel – sei es durch Übermalung, Reinigung oder schlicht durch Verwitterung.

 

Semantik und Semiotik – der Stadtraum als (Be)Deutungsraum

Wände und Flächen der Stadt werden zu Zeichenträgern. Gerade in einem multikulturellen Bezirk wie Neukölln ist mit einem hohen Maß an Überlagerung und Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Meinungsäußerungen zu rechnen. Der urbane Raum wird aufgrund dieser Komplexität zum (Be)Deutungsraum, zum Reizraum – mit einer Tendenz zur Reizüberflutung.

Die urbane Kunst Neuköllns reicht in ihrer Vielseitigkeit von alphanumerischen Tags wie ROEK oder PFL über tagartige Bilder wie die Einhörner von Roy Draws bis hin zu den Pieces von 1UP oder den Totenköpfen von Fresco und politischen Kommentaren, wie dem Roll-Up von Reclaim your City „Desintegriert euch!“.