Neukölln arbeitet

In der Firma Rud. A. Hartmann, Rudow, um 1920

Fotograf:in: unbekannt

 

Maschinenschlosser und angelernte Arbeiter schrauben an den Kesseln. In der Mitte der großen Halle mit gläsernem Dach posieren zwei Herren im Anzug.

Das Maschinenbauunternehmen Rudolf A. Hartmann wurde 1851 in der Gitschiner Straße in Kreuzberg gegründet und um 1912 nach Rudow verlegt, wo es Bahn- und Wasserzugang gab. Die Firma spezialisierte sich schnell auf den Bau von Kochanlagen für Walfangschiffe. Die Rud. A. Hartmann GmbH & Co. stattete bis zum Walfangverbot von 1969 international Fangschiffe aus, auf denen gleich an Bord aus dem Walfett Öl für Margarine- und Seifenfabriken zerkocht wurde.

 

Kleberinnen in den Geyer-Werken nach 1922, Neukölln, um 1922

Fotograf:in: unbekannt

 

Die Kleberinnen in den Geyer-Werken der Harzer Straße gehen konzentriert ihrer Arbeit nach. Auf der Arbeitsplatte befinden sich Filmrollen und Schneidemaschinen.

Seit 1914 befand sich die Kino-Kopier-Gesellschaft, von Karl August Geyer gegründet, in der Harzer Straße 39. Zu Beginn der 1920er-Jahre wuchs die Zahl der angestellten Kleberinnen, die in erster Linie für das Entwickeln, Fixieren, und Wässern der Filmstreifen verantwortlich waren. Mit der Entwicklung einer Perforiermaschine 1922 wurde die manuelle Herstellung von Vorführkopien jedoch überflüssig.

 

Blick in den Arbeitssaal bei Firma Puhl und Wagner, Neukölln, 1948

Fotograf:in: unbekannt

 

Die Mosaiksetzer sitzen nebeneinander an langen geneigten Tischen, auf denen die Glassteinchen nach Farben sortiert sind. Vor ihnen hängen an großen Leinwänden die zu setzenden Motive.

Die Mosaikkunst reicht in etwa in das Jahr 3000 v. Chr. zurück und dient der Verzierung von Wänden, Decken und Böden in Sakral- und Profanbauten. Die 1882 in Rixdorf gegründete Mosaikfabrik von Chemiker Fritz Puhl und Kaufmann August Wagner produzierte bis zu ihrem Ende 1969. Noch heute lassen sich Mosaike aus dem Hause Puhl & Wagner im Stadthaus in Stockholm oder im Pavillon des Sowjetischen Ehrenmals in Treptow bewundern.

 

Im Eternit-Werk, Rudow, Neukölln Rudow, 1981

Fotograf: Jürgen Henschel

 

Tausende Rohrteile liegen aufgehäuft in großen Metallkörben. Einige Mitarbeiter des Eternit-Werkes in-Rudow prüfen per Hand Qualität und Verarbeitung der Teilstücke.

Der Baustoff Eternit, ein Gemisch aus Asbest und Zementfasern, wurde um 1900 entwickelt. Das 1929 gegründete Rudower Eternit-Werk an der Kanalstraße war einst der größte Industriebetrieb Neuköllns. Große Umsatzeinbußen musste das Unternehmen in den 1980er-Jahren verzeichnen, als die Gesundheitsgefährdung durch Asbest öffentlich diskutiert wurde und Gebäudeschließungen und Umquartierungen im Zuge der Asbestsanierung stattfanden.

 

Bally Wulff, Neukölln 2003

Fotograf: Friedhelm Hoffmann

Durch die lange Fertigungshalle führt ein Laufband, auf dem Einzelteile für die Automatenherstellung transportiert werden. Die Arbeitsschritte an den hoch-technologisierten Modulen erfolgen räumlich voneinander getrennt an modernen Arbeitstischen.

1972 verkaufte Günter Wulff sein Berliner Spielautomaten-Unternehmen an die Bally Manufactoring Corporation aus Chicago, einem Global Player der Branche und Marktführer bei Flippern. Die Produkte wurden mittlerweile hauptsächlich maschinell hergestellt und fanden weiterhin großen Absatz in ganz Europa. Bis heute produziert das Unternehmen moderne Spielautomaten mit neuem Sitz in Rudow.

 

 

In der Fertigungshalle der Blechemballage Neukölln, 2003

Fotograf: Friedhelm Hoffmann

 

Die Herstellung von Blechschildern erfolgt bis heute zu einem großen Teil in Handarbeit. In der Fertigungsstätte der Gesellschaft für Blechemballage kamen moderne Spezial-Blechdruckmaschinen und originale Maschinen aus den 1910er-Jahren für die Prägung und Wölbung zum Einsatz.

Seit den 1920er-Jahren produzierte die Gesellschaft für Blechemballage und Plakat-Industrie mbH in der Schinkestraße in Neukölln Werbeschilder auf eingeführten Blechdruckmaschinen. 2004 noch immer familiengeführt hatte es einen Arbeiter:innenstamm von 36 Personen. Die Blechschild-Produktion wird heute in der Tempelhofer Teilestraße fortgesetzt.

 

In der Backstube des Märkischen Landbrot, Neukölln, 2019

Fotograf: Thierry Caron

 

In weißer Arbeitskleidung betätigen sich acht Mitarbeiter an der Produktion. Kneter, Hebekipper und Thermoöfen kommen bei der Herstellung des Märkischen Landbrot zum Einsatz.

1981 übernahm Joachim Weckmann die heute fast hundertjährige Traditionsbäckerei Märkisches Landbrot und entwickelte das Unternehmen in ökologischer und sozialer Hinsicht weiter. Die Verarbeitung biologischer Rohstoffe, ein sozial-verantwortliches Wirtschaften und der Einsatz der energieeffizienten Produktionsanlage verfolgen den Ansatz der Nachhaltigkeit des Neuköllner Unternehmens bis heute.