Neukölln bekennt sich

Innenansicht der Synagoge zu Rixdorf, Rixdorf (später Neukölln), 1910

Fotograf: Heinrich Ross

 

Am Ende des schmalen Gebetsraums erhebt sich der zierliche Thoraschrein mit zwei Menora, den siebenarmigen Leuchtern der jüdischen Liturgie. In seiner Mitte befindet sich die Thorarolle

Der „Israelitische Brüderverein zu Rixdorf“ wurde 1896 gegründet. Auf dem Hinterhof in der Isarstraße 8 wurde eine Synagoge gebaut und am 5. September 1907 eingeweiht. Sie umfasste etwa 550 Sitzplätze und zwei Emporen. Das Gotteshaus wurde in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und später umgebaut. Heute erinnert eine Gedenktafel an die Synagoge und den letzten dort tätigen Rabbiner Georg Kantorowsky, der rechtzeitig vor den Gräueln der Naziherrschaft nach China fliehen konnte.

 

In der Herrnhuter Brüdergemeine, Neukölln, 1930

Fotografin: Elsa Thiemann

 

Im hellen, geschmückten Betsaal der Herrnhuter Brüdergemeine sind die Gemeindemitglieder in traditioneller Tracht und nach Geschlechtern getrennt zusammengekommen.

1737 kamen die böhmischen Glaubensflüchtlinge in Rixdorf an, nachdem sich König Friedrich Wilhelm I. dazu bereit erklärt hatte mehr als 1000 Exulanten aufzunehmen. Der Betsaal der Herrnhuter Brüdergemeine fiel 1944 den Bomben zum Opfer. Dabei starben zehn Gemeindemitglieder. 1962 wurde das neue Gemeindezentrum eröffnet. Heute zählt die Herrnhuter Brudergemeinde etwa 400 Mitglieder

 

Neue „Siedlungskirche“ in Britz Süd, Neukölln, Britz, 1955

Fotograf: Erich Moebus

 

Etwas verloren steht der geometrische Neubau der „Siedlungskirche“ auf dem Kornfeld. Die Ähren sind bereits zu Garben gebunden.

1955 wurde die sogenannte Siedlungskirche, die spätere Ev. Hephatha-Kirche eingeweiht. Im südlichen Britz, nahe der Hufeisensiedlung, wurden nach dem Krieg 3500 neue Wohnungen gebaut. Folgeeinrichtungen wie Kindergärten und Kirchen gehörten zur Planung der neuen Siedlung dazu. Die Siedlungskirche stand bereits, als der eigentliche Bau der angrenzenden Siedlung gerade erst begonnen hatte.

 

Erste Erstkommunion in St. Dominicus, Gropiusstadt, 1967

Foto: privat

 

Nach der ersten Erstkommunion einiger junger Gemeindemitglieder lächelt der Priester, umgeben von Kommunionkindern und Ministranten, zufrieden in die Kamera.

Die katholische Kirche St. Dominicus in der Lipschitzallee gehört zu den jüngsten katholischen Kirchengemeinden Berlins. Als in den 1960er-Jahren am südlichen Rand Neuköllns die Gropiusstadt gebaut wurde, wurde neben zweier Evangelischer Gemeinden 1966 die Kuratie St. Dominicus gegründet. Nach vielen Jahren der Improvisation konnte die Gemeinde 1977 ihre Gottesdienste im fertiggestellten Kirchengebäude abhalten.

 

Ostergang der Brüdergemeine Neukölln, 1970er-Jahre

Fotograf:in: unbekannt

 

Mit Posaunen, Tuben und Trompeten führen die Musiker mit Zylinder auf dem Kopf die Brüdergemeine über den Gottesacker.

Die Feier des Ostermorgens mit dem Marsch des Bläserchors durch Neukölln zum Böhmischen Gottesacker haben die böhmischen Gläubigen aus ihrer Heimat mitgebracht. Sie zählt neben dem Liebesmahl zu den besonderen liturgischen Formen der Gemeinde, an denen bis heute festgehalten wird. Seit ihrer Ansiedlung durch den Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1737 sind die böhmischen Gemeinden in Rixdorf beheimatet.

 

Ein Chor aus der UdSSR vor der Gemeinde Martin-Luther-King Neukölln Gropiusstadt, 1988

Fotograf: Jürgen Henschel

 

Chormitglieder stehen in weißer Tracht auf einer improvisierten Empore in der Gropiusstadt. Vor ihnen gibt der Dirigent beherzt den Takt an.

1968 wurde die Martin-Luther-King-Kirche als erste evangelische Kirche in der Gropiusstadt gebaut, benannt nach dem kurz zuvor erschossenen, berühmten Baptisten-Pfarrer und Menschenrechtler. Die Kirchengemeinde setzte auf den Austausch und die intensive Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden – auch im östlichen Ausland: Seit den späten 1970er-Jahren wurde der Austausch mit polnischen und ehemals sowjetischen Kirchengemeinden organisiert.

 

Eröffnungsfeier des Sri-Mayurapathy-Murugan-Tempels Neukölln Britz, 2013

Fotografin: Cara Wuchold

 

Der farbenfrohe, verzierte Hindu-Tempel lockt am Tag seiner Eröffnung viele Besucher:innen aus allen Ecken Berlins an.

Seit 2009 liefen die Bauarbeiten am Sri-Mayurapathy-Murugan-Tempel in der Riesestraße im Ortsteil Britz. Kundige Steinmetze aus Indien machten sich an der imposanten Erscheinung des Tempels verdient, der dem Gott Murugan geweiht ist. Im September 2013 fand seine feierliche Einweihung, das Kumbabhishekam, statt. Mit 240 qm bietet der Tempel den südindisch-ceylonesischen Hindugläubigen viel Platz und öffnet sich ebenso interessierten Besucher:innen.