Der Kampf um Einheit und Freiheit. Die Geschichte der Sozialdemokratie in Rixdorf und Neukölln
9. Juni bis 7. Juli 2013
2013 ist ein großes Jubiläumsjahr für die deutschen Sozialdemokraten. In diesem Jahr
feiert die älteste Partei Deutschlands den 150. Jahrestag ihrer Gründung durch
Ferdinand Lassalle, den 100. Todestag August Bebels und den 100. Geburtstag Willy
Brandts. Aus diesem Anlass beschäftigt sich das Museum Neukölln in einer
Wanderausstellung mit der Partei, die wie keine andere mit der Geschichte des Bezirks
Neukölln verbunden ist.
Das „rote Rixdorf“ war schon zu Kaisers Zeiten eine Hochburg der Sozialdemokratie.
Hier errang die vom Obrigkeitsstaat verfolgte Arbeiterpartei schon früh spektakuläre
Wahlerfolge, organisierte Aufsehen erregende Massenversammlungen und schuf ein
dichtes Organisationsnetzwerk, das in den folgenden Jahrzehnten zur Basis eines
überaus lebendigen und vielfältigen Parteilebens werden sollte. Generationen von
Neuköllner Arbeiterkindern wurden durch sozialdemokratisch geprägte Vereine,
Festrituale und Bildungseinrichtungen sozialisiert. Von der Karl-Marx-Straße bis zum
Käthe-Frankenthal-Weg, der Fritz-Karsen-Schule bis zur Helene-Nathan-Bibliothek,
dem Wutzky-Center bis zum Kurt-Exner-Haus erinnern noch heute zahlreiche
Ortsnamen an die jahrzehntelange Vorherrschaft der SPD in Neukölln.
Die politischen Kämpfe der Neuköllner Genossen um die Einheit der Arbeiterbewegung
und die Verwirklichung ihrer freiheitlich-sozialistischen Ideale hatten historisch oft mehr
als nur lokale Bedeutung. Die Neue Welt war über ein halbes Jahrhundert einer der
wichtigsten Versammlungsorte der Sozialdemokraten. Hier propagierte August Bebel
den sozialistischen Zukunftsstaat, warnte Wilhelm Liebknecht vor den Gefahren des
anarchistischen Terrorismus und forderte sein Sohn Karl den „Krieg gegen den Krieg“.
Nach dem 1. Weltkrieg tagten in der Hasenheide revolutionäre Arbeiter- und
Soldatenräte, lieferten sich Kommunisten und Sozialisten wütende Saalschlachten –
erst untereinander, dann mit den Nationalsozialisten. Mit der Machtübernahme der
Nationalsozialisten 1933 wurde den von Sozialdemokraten iniitierten Reformen im
Wohnungsbau, der Bildung und im Gesundheitswesen ein abruptes Ende gesetzt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Neukölln erneut zur Bühne im Ringen um die Einheit der
Arbeiterklasse und schließlich zum Frontbezirk im Kalten Krieg, bis im November 1989 die Mauer fiel.