Der „Hererostein“

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Der Stein als Kristallisationspunkt

Der sog. Herero-Stein dokumentiert in seiner ursprünglichen Gestaltung die koloniale Perspektive, da ausschließlich sieben getöteter deutscher Soldaten des Garde-Grenadier-Regiments gedacht wird, die im vormaligen Deutsch-Südwestafrika zu Tode gekommen sind.

Im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte ist der Stein zum Kristallisationspunkt – zur Projektionsfläche – widerstreitender Gedenkkulturen geworden: Einerseits nutzen die Traditionsverbände den Stein, um am Volkstrauertag Ihrer in Afrika getöteten Kameraden zu gedenken – andererseits nutzen die Aktivist:innen der dekolonial-aktivistischen Zivilgesellschaft den Stein als Medium, um mit Farb-Attacken auf den ersten Genozid des 20sten Jahrhunderts hinzuweisen.

Damit wird die bislang klaffende Lücke in der (bundesdeutschen) Erinnerungskultur in Bezug auf die Aufarbeitung des kolonialen Erbes, die uns das Deutsche Reich hinterlassen hat, im wahrsten Sinne offen-sichtlich gemacht.

Screenshot 2023-10-13 122508.png

 

2022-01-25 Herero-Stein und Platte (c) Matthias Henkel.jpg

 

Mit der Drucksache 0097/XXI der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung wird das Bezirksamt ersucht, „das Ensemble zum Gedenken an die Opfer des Völkermordes an den Ovaherero und Nama auf dem Garnisonsfriedhof umzugestalten. Dazu soll unter Federführung des Museums Neukölln der BVV in der 1. Jahreshälfte 2023 ein Konzept vorgestellt werden.“[1]

Das Museum Neukölln greift diesen politischen Auftrag auf und wird dem – in seiner ursprünglichen Aussage – kolonialen Blick des sog. Herero-Steins in der Ausstellung die dekolonisierte Perspektive der namibischen Künstlerin Isabel Tueumuna Katjavivi bewusst gegenüberstellen.

[1] https://www.berlin.de/ba-neukoelln/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=7854

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