Hochzeitstruhen – Schatzhüter aus Holz
von Julia Dilger
Wem diese prächtige Truhe mit den Initialen MSR gehörte, ist nicht bekannt. Die Truhe kam aus Buckow ins Museum Neukölln, was nahelegt, dass das R für die Familie Rohrbeck steht, ein alteingesessenes Buckower Bauerngeschlecht.
Truhen waren das populärste Möbel im Mittelalter. Sie boten Platz für Kleidung, Textilien, Hausrat, Geld oder Vorräte. Tischler oder Zimmerleute fertigten die Schatzkisten in Handarbeit an. Der Dorfschmied steuerte Beschläge, Bandscharniere und Langbänder zum Halten des schweren Deckels sowie den Verschluss bei.
Koffertruhen wie diese gelten als Vorformen des modernen Reisekoffers. Sie unterscheiden sich von anderen Truhentypen durch die nach außen geneigten Längsseiten. Eine Truhe schützte den Inhalt vor Licht, Feuchtigkeit und Schädlingen und war praktisch bei Flucht oder Umzug. Eine Truhe musste strapazierfähig sein und in Bauernhäusern auf den Lehmfußböden ungeheizter Kammern der Feuchtigkeit standhalten. Im 19. Jahrhundert ersetzte Fichtenholz das bis dahin beim Truhenbau dominierende Tannenholz.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Truhen im ländlichen Raum das wichtigste Verwahrmöbel vor allem für Kleidung, Leinenvorräte und Bettwäsche. Auch persönliche Dinge wie Gesangs- oder Gebetbücher, Schmuck, Briefe und Fotos fanden darin Platz. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzte die Kommode nach und nach die Truhe.
Da eine Truhe keine Schubladen oder Fächer hatte, um den Inhalt ordnen zu können, wurde der Inhalt sorgsam nach einem bestimmten Schema hineingeschichtet: von den eher selten benötigten Dingen am Boden hin zu täglich Benutztem, das oben auflag. In den meisten Truhen befand sich links eine kleine Beilade mit beweglichem Deckel für Wertgegenstände. Bänke, Tische und Schränke waren im bäuerlichen Haushalt üblicherweise in der Alltagsfarbe Dunkelbraun angestrichen.
Eine besondere Truhe ist die Aussteuer- oder Brauttruhe. Darin wurden das Leinen sowie kleine Haushaltsgegenstände verwahrt, welche die junge Braut bei der Heirat mit ins neue Heim brachte. Auf Aussteuertruhen finden sich meist die Initialen des Mannes und der Frau sowie das Hochzeitsdatum.
Aussteuertruhen waren meist aufwändig in Grün, Blau oder Rot bemalt und mit Liebessymbolen verziert. Leider ist nicht überliefert, welche Schätze in dieser Truhe aufbewahrt wurden. Vielleicht sogar ein Brautkleid?