48h Neukölln | Letzte Ruhe. Bodo Hartwig
Die klassische rote Telefonzelle wurde 1924 von dem Londoner Architekten Sir Giles Gilbert Scott im Rahmen eines Designwettbewerbs für die britische Post entworfen. Sie diente einst der ungestörten, akustisch abgeschirmten Kommunikation per Fernsprecher. Die letzten Telefonzellen der Deutschen Telekom sind über die vergangenen anderthalb Jahrzehnte vollständig aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Dabei steht dieses Stadtmöbel wie kein anderes für das menschliche Bedürfnis nach Ruhe im urbanen Raum. Ihre (vorläufig) letzte Ruhe fanden diese Telefonzellen zu Tausenden in einem Waldstück bei Berlin. Als Alternative zu dieser unwürdigen Bestattung erwachen einige Exemplare mancherorts als öffentliche Bücherschränke zu neuem Leben. Aber wäre es nicht auch eine Überlegung wert, die klassischen Telefonzellen als öffentliche Inseln der Ruhe im Stadtraum wiederzubeleben? Oder hätten sie dort gar keine Überlebenschance?
Mit der rein fotografischen Abbildung eines Relikts urbaner Stille entzieht sich Bodo Hartwig ganz bewusst seinem angestammten Ausdrucksmittel - dem Klang. Durch diese Grenzüberschreitung konfrontiert er das Publikum mit dem Experiment, Klang oder Stille aus der Erinnerung oder der Fantasie heraus selbst zu rekonstruieren.
Ort: Gutshof Britz, Kassenhäuschen im Eingangsbereich
Bodo Hartwig
Autor zahlreicher Radio Features; 2007-8 Künstlerischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Experimentelles Radio an der Bauhaus Universität Weimar; eigene künstlerische Arbeiten umfassen Soundscape-Kompositionen in Stereo, 3D und Surround-Sound,
sowie Klanginstallationen und -objekte; Künstleraufenthalte und Ausstellungen im In- und Ausland; Tonmeister und Produzent diverser Musik CDs
So., 30.06. 10:00–18:00 Uhr
Zeit:
28. Juni 2024, 19:00–20:00 Uhr
Ort:
Gutshof Britz
Alt-Britz 81
12359 Berlin