Schloss

„Schloss“ Britz ist eigentlich „nur“ ein Rittergut, da hier zu keinem Zeitpunkt Mitglieder der Herrscherfamilie gewohnt haben. Ein Rittergut war im juristischen Sinne als Besitz definiert, mit dem Vorrechte des Eigentümers, insbesondere Steuerbefreiungen oder die Landtagsfähigkeit, verbunden waren. Der „Ritter“ hatte somit automatisch ein politisches Mandat, das mit normalen Herrenhäusern nicht verbunden war. Der volkstümliche Name Schloss Britz hat sich dennoch bereits im 19. Jahrhundert eingebürgert.

Im Mittelalter war das als Fachwerkbau errichtete und von einem Wassergraben umgebene Herrenhaus im Besitz der Familie von Britzke. Entsprechend ist es im Landbuch Kaiser Karls IV. 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Die Landwirtschaft dominierte die Nutzung des Areals. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 verloren die Britzkes ihren gesamten Besitz im Dorf und verkauften ihr Gut 1699 an Samuel von Chwalkowski, Amtskammerpräsident der brandenburgisch-preußischen Domänenverwaltung. Er ließ das alte Fachwerkgebäude um 1700 durch ein neunachsiges, zweigeschossiges Steingebäude im spätbarocken Stil ersetzen. Die Nähe zur Residenzstadt Berlin und der repräsentative Charakter der Anlage machte es als Wohnort landesherrlicher Amtsträger interessant. So übernahm Hofmarschall Sigismund von Erlach das Gut 1705, ließ den Park anlegen und mit Statuen, Goldfischteichen und einer Orangerie bestücken. Mit der Besitzübernahme durch Heinrich Rüdiger von Ilgen 1719 wurde das Rittergut zu einem so genannten Allodialgut, was für die Inhaber*innen volle Eigentums- und Erbrechte mit sich brachte. Unter Ewald Friedrich Graf von Hertzberg, der das Gut für seine Ehefrau bewirtschaftete, entwickelte sich Britz ab 1754 zum Mustergut. Er führte den Seidenbau ein und setzte eine aufgeklärte Landwirtschaft nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen durch, wobei die Milchwirtschaft eine wichtige Rolle spielte. Das Herrenhaus ließ er um 1770 ausbauen und im Inneren durch den bedeutenden Berliner Historienmaler Christian Bernhardt Rode ein Bildprogramm verwirklichen, in dem neben Landschafts- und Naturdarstellungen ein altrömisches Ideal gefeiert wurde: das des agrarisch tätigen Politikers. Zwei originale Gemälde der Hertzbergzeit, das Kaiserpaar von China bei rituellen landwirtschaftlichen Tätigkeiten zeigend, haben sich in der Berliner Gemäldegalerie erhalten; Kopien werden in Britz ausgestellt.

Ab 1822 erlebte das Anwesen eine neue Blütezeit unter dem ersten bürgerlichen Gutsbesitzer Carl Jouanne. Er errichtete sämtliche Wirtschaftsgebäude des Gutshofes nebst dampfbetriebener Spritfabrik neu, baute gartenseitig das Dachgeschoss des Herrenhauses aus und überformte den Eingangs- und Innenbereich. Die bedeutsamen Raumdekore und Deckengemälde der Hertzbergzeit gingen bereits jetzt größtenteils verloren. 

1865 erwarb der Zuckerproduzent, Spritfabrikant und Bankier Wilhelm Julius Wrede das Gut und ließ das Gebäude 1880 innen und außen vom Architekten und Denkmalpfleger Carl Busse in Formen der Neorenaissance überformen. 1920 wurde Britz nach Groß-Berlin eingemeindet und liegt seitdem im Bezirk Neukölln. 1924 verkauften die Wredeschen Erben das Gut an die Stadt Berlin. Bis 1945 wurden die Räume des Herrenhauses an Privatpersonen vermietet, der Park wurde öffentliche Grünanlage und der Gutshof zu einem Berliner Stadtgut, das noch bis 1957 bestand.

Von 1945-53 diente das Haus als Flüchtlings- und Waisenheim und wurde danach vom Bezirksamt Neukölln bis Anfang der 1980er Jahre als Kinderheim betrieben.

1971 wurde Schloss Britz unter Denkmalschutz gestellt. 1985 bis 1988 wurde das Herrenhaus in nur drei Jahren in enger Abstimmung mit dem Landeskonservator restauriert und mit hervorragenden, sorgfältig ausgesuchten Möbeln und Gemälden aus der Gründerzeit ausgestattet und ab 1989 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben dieser Dauerausstellung, die auch einen kleinen Konzertsaal beherbergt, gibt es im Erdgeschoss einen Sonderausstellungsbereich.

Die Kulturstiftung Schloss Britz gewährleistet seitdem ein kontinuierliches Kulturprogramm sowohl im Schloss als auch im Park und im Veranstaltungssaal Kulturstall.