Sonderausstellung | Neuköllner Kriegskinder. Videoinstallation von Ina Rommee

Laufzeit bis zum 5. Juli 2020 verlängert

In der Videoinstallation »Kriegskinder« erzählen 8 Neuköllner Zeitzeug*innen von ihrer Kindheit im Jahr 1945

Die Videoinstallation basiert auf den persönlichen Geschichten von betagten Damen und Herren, die nebeneinander wie an einem virtuellen Konferenztisch sitzen. Sie berichten von ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs und den ersten Jahren danach. Im Jahr 1945 sind sie zwischen vier und siebzehn Jahre alt gewesen und erzählen sehr emotional, aber auch manchmal erschreckend nüchtern, unglaubliche Geschichten, die sie als Kinder oder Jugendliche in Berlin erlebt haben. Sie
stehen damit stellvertretend für eine ganze Generation, die mit ihren persönlichen Schicksalen wenig Stimme, wenig Raum im gesellschaftlichen Kontext bekommen haben. Durch die Form der Präsentation wird ein Gefühl der Unmittelbarkeit und der Präsenz erzeugt. Wir hören nur Ausschnitte ihres Lebens, die jedoch durch die Form der Montage eine gemeinsame Narration ergeben. Sie scheinen sich gegenseitig zuzuhören und aufeinander zu reagieren, aber im Wesentlichen richten sich ihre Mitteilungen an die nachfolgende und junge Generation.

Wolfgang Leyk

Ingrid Hannemann

Stanislaw Karol Kubicki †

Hildegard Wenzel

Peter Werth

Günter Warnecke

Margot Sharma

Georg Weise

Mit dieser Videoinstallation wurde eine sehr eindringliche und überzeugende Arbeit geschaffen, in der die dokumentarische Herangehensweise mit der künstlerischen Gestaltung eine gelungene Fusion eingeht. Die einzelnen Erzählstränge wurden durch die Montage zu einer komplexen Narration verwoben und zeigen uns wie eine spannende Form der Vermittlung und Archivierung von Zeitgeschichte(n) aussehen kann. Die Kriegskinder sind alt geworden, daher ist es höchste Zeit Ihnen noch einmal zuzuhören und mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Unter anderem wurden die Senior*innen gebeten auch zu den aktuellen kriegsbedingten Flüchtlingsströmen und der politischen Situation Stellung zu nehmen in der Erwartung, dass die eigenen leidvoll gemachten Erfahrungen zu einem empathischen Verständnis für andere in Not geratene Menschen führt.

Rede von Dr. Udo Gößwald zur Eröffnung der Ausstellung am 10. Januar 2020